Die Pausen in der Kielhorn-Schule, einem sonderpädagogischen Förderzentrum mit Schwerpunkt Lernen“ im Rollbergviertel, und v.a. die Hofpausen, bieten ein hohes Konfliktpotential im Umgang der Schüler/innen untereinander. Durch die Anspannung und Konzentration während des Unterrichts werden Bewegungsimpulse eingeschränkt. Die Pausen dienen der motorischen Entlastung. Oftmals führen diese weniger strukturierten Zeiten jedoch zu unkontrollierten Verhaltensweisen der Schüler/innen. Die Kompetenz sich eigenständig konstruktiv zu beschäftigen ist wenig entwickelt. Es kommt vermehrt zu Aggressionen, die sich verbal und auch körperlich entladen. Die Gründe für diese Probleme sind multifaktoriell. Als besonders schwerwiegende Belastungen zeigen sich die Migrationshintergründe der Schüler/innen (über 80% sind nicht deutscher Herkunft) mit ihren verschiedenen Wertvorstellungen sowie sozialschwache Familienzusammenhänge, deren Folgeerscheinungen von Arbeitslosigkeit, Alkoholismus und Perspektivlosigkeit ihre Spuren im Verhalten der Schüler/innen hinterlassen. Hinzu kommt, dass viele Schüler/innen unter Wahrnehmungsstörungen leiden, die es ihnen schwer machen, sozial-emotional in Konfliktfällen angemessen zu reagieren.

Aufgrund dieser Problemlage realisiert die Kielhorn-Schule seit Ende 2006 gemeinsam mit dem Zentrum für Lebensenergie Berlin e.V. das Projekt Bewegte Pause – Entspannung im Schulalltag. Das Projekt wurde gemeinsam ausgewertet und weiterentwickelt. (Punkte 3  und 4 sind modifiziert bzw. neu gegenüber den Vorjahren)  

1. Die Schüler/innen lernen, die Schulpausen als für sie „sinnvolle“ Bewegungszeiten zu nutzen. Am Montag, Dienstag und Donnerstag finden Bewegungs- und Spielangebote in beiden Hofpausen (9.30 – 9.55 h bzw. 11.25 -11.45 h) statt. Für die Pausenspiele steht im Winter bzw. bei Regen die Turnhalle der Kielhornschule und während der übrigen Zeit ein abgegrenzter Teil der Sportanlage des Schulhofes zur Verfügung.
Aktivitäten: Ausleihe von Spielgeräten, Mannschafts- und Ballspiele, „Raufen nach Regeln“, Spiele im Sand, Kreidemalen usw.

2. Eine Bewegungslandschaft (Gerätebahn) bestehend aus Großgeräten wird einmal im Monat im Rahmen des Sportunterrichts der Klassen 3 – 7 aufgebaut. Durch den Aufforderungs- und Abenteuercharakter der Gerätearragements werden das Bewegungsrepertoire und die Interaktionsfähigkeit der Kinder in hohem Maße gefördert.  Steigen, Klettern, Balancieren, Rutschen, Schwingen, Springen, Sich fallen lassen usw. faszinieren und befriedigen das Bedürfnis nach Spannung, Wagnis und Überraschung.

3. In einzelnen Unterrichtsphasen können Teilgruppen an einem bedarfsgerechten psychomotorischen Förderangebot teilnehmen, welches soziale Interaktion, sozial-emotionales Lernen und den Umgang mit Aggressionen unterstützt. (Das gezielte Angebot zum Umgang mit Aggressionen ist neu gegenüber der Konzeption der Vorjahre.)

4. Die Klassenstufen 7 und 8, die bisher nicht in das Projekt eingebunden waren, aber als jeweils 6. Klassen in den vergangenen am Projekt teilgenommen haben, können an einzelnen Aktivitäten (Pausenangebot, Gerätebahn, Umgang mit Aggressionen) weiterhin teilnehmen. 

Das Ziel des Projekts folgt dem Schwerpunktziel des Schulprogramms der Kielhorn-Schule, die Selbstsicherheit der Schüler/innen zu entwickeln, insbesondere durch die Erweiterung ihrer sozial-emotionalen und kommunikativen Kompetenzen. Das Projekt unterstützt darüber hinaus die Umsetzung des Punktes Bewohnergerechte soziale Infrastruktur  des Handlungskonzepts des Quartiersmanagements im Rollbergviertel.

Individuelles Teilziel für die Schüler/innen: „Ich fühle mich sicher, weil ich weiß, wie ich mich ausruhen/entspannen und weil ich meine Pausen angstfrei genießen kann.“

Durch professionelle Anleitung werden den Schüler/innen in den Pausen, in einzelnen Unterrichtsphasen sowie im Sportunterricht im Rahmen einer Gerätebahn reiche Bewegungs- und Sinneserfahrungen ermöglicht, wodurch die sensorische, emotionale, motorische, soziale und körperliche Entwicklung der Kinder gefördert wird. Durch gemeinsame Aktionen werden kommunikative Kompetenzen gestärkt, die Aufmerksamkeit für die kommenden Unterrichtsphasen kann gesteigert werden.
Darüber hinaus können einzelne Klassen an einem Angebot zum kontrollierten Umgang mit Aggressionen und überschüssigen Kräften teilnehmen. Zweikämpfe mit Kontakt  – ähnlich wie beim Ringen oder Judo – sowie andere Kampf- und Sportspiele können in einem geregelten und kontrollierten Rahmen ausgetragen werden.  Die Kinder und Jugendlichen lernen, die eigenen Kräfte geregelt  zu erproben. Das Miteinander in der Bewegung von Schwächeren und Stärkeren sowie von Mädchen und Jungen wird geübt. Orientierung, Anerkennung und zwischenmenschliche Begegnung kann in dieser  geregelten Form der Begegnung und Kontaktaufnahme erfolgen.  

Insgesamt werden durch die beschriebenen Projektmodule Lernmotivation und das Lernklima an der Kielhorn-Schule positiv beeinflusst. Dadurch wirkt das Projekt sowohl für die Schule als auch für die Teilnehmer nachhaltig.

Zentrum für Lebensenergie Berlin e.V.

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