Rollberger Bewohnerinnen und Bewohner sind Vorbilder

2022 barry rollbergdogsSeit knapp 19 Jahren gehören sie zum Stadtmobiliar der Rollbergsiedlung: die Holzfiguren von John C. Barry. 2003 schuf der Neukölln liebende englische Künstler zusammen mit mehreren Rollbergerinnen die Figurengruppe, die hinter der Bushaltestelle an der Ecke Werbellinstraße/ Morusstraße auf einer Bank sitzt. 2011 wurden die Figuren aus Mitteln des ehemaligen Förderprogramms „Soziale Stadt“ renoviert, jetzt wurden einige Figuren komplett ausgetauscht - so scheint es jedenfalls.

Die Trommel-Gruppe, die Oma mit Hund, der Junge mit Basecap - sie alle sind seit fast 20 Jahren prominente Nachbarinnen und Nachbarn in der Rollbergsiedlung. Wer gegenüber vom Bürgerzentrum regelmäßig aus dem Bus steigt, bekam allerdings auch mit, wie der Zahn der Zeit an den Holzfiguren nagte. Einst leuchtend bunt, blätterte in den letzten Jahren die Farbe ab, einige Gesichter waren kaum noch zu erkennen. Grund genug für die Wohnbauten-Gesellschaft STADT UND LAND John C. Barry, den Schöpfer der Figuren, mit einer erneuten Renovierung der Gruppe zu beauftragen. Barry ist ein englischer Künstler, der um die Jahrtausendwende in Neukölln lebte und sich in den damals noch wenig hippen Bezirk verliebte. Er hatte mehrere Ausstellungen und beteiligte sich regelmäßig am Kunst- und Kulturfestival „48 Stunden Neukölln“. In Zeitungsartikeln wurde er als „Kunstpionier Neuköllns" bezeichnet, obwohl er sich selbst eher zurücknimmt: „Ich war immer ein Außenseiter, ich bin auch kein Kunst-Snob, eher ein Volkskünstler."

2022 barry rollbergfrauen

Als Vorbilder für die Rollberger Figurengruppe dienten Bewohnerinnen und Bewohner aus dem Kiez. Anfangs zog er mit dem Skizzenblock herum, später mit der Kamera. „Wenn ich irgendwo zeichnete, kamen sofort Kinder und wollten Porträts von sich haben", erzählt Barry. Nachdem er die Entwürfe fertig hatte, machte er sich zusammen mit mehreren Rollberger Frauen im ehemaligen Rollbergatelier an die Arbeit. Aus schweren Holzplatten sägte er die Umrisse und bemalte sie anschließend gemeinsam mit den Rollberger Frauen.

Nachbarschaft bereichern mit Mitteln aus dem Aktionsfonds
Im Jahr 2011, also knapp acht Jahre nach der Aufstellung, mussten die Figuren erstmals renoviert werden. Täglich Wind und Wetter ausgesetzt, waren die Farben verblasst oder rissig geworden. Gemeinsam mit dem Quartiersmanagement Rollbergsiedlung organisierte Barry die Renovierung und die Renovierungsarbeiten wurden zu einem richtigen Event: Das QM-Team kam mit Getränken vorbei, freiwillige Helferinnen und Helfer schmirgelten die alte Farbe ab und strichen die Figuren neu an. Finanziert wurden die Arbeiten aus dem Aktionsfonds des Quartiersmanagements.

Mit einer bloßen Erneuerung der Farben war es jetzt, knapp 11 Jahre danach, aber nicht mehr getan. „Die Ränder der Figuren, die auf der sonnenbeschienenen Seite stehen, waren verfault, ich musste das kaputte Holz weg sägen", sagt Barry. Für neue Figuren war allerdings nicht genügend Geld da. Barry kam auf die Idee, die Figuren einfach umzudrehen und ihnen neue Gesichter zu geben. Dazu musste er die schweren Platten abmontieren und von Grund auf neu bearbeiten. Zu diesem Zeitpunkt habe er schon gemerkt, wie wichtig vielen Rollbergerinnen und Rollbergern die Figurengruppe sei: „Beim Abbau kam ein Mann vorbei und wurde fast wütend, dass jemand die Figuren abmontiert. Ich musste ihm dann erklären, was ich da mache."

Die schönste Reaktion bekam er übermittelt, als er schon längst wieder zurück in England war. Ein Freund habe ihm ein Foto von einer Tüte geschickt, so Barry, die an der Figurengruppe befestigt war. In der Tüte habe ein Brief einer Anwohnerin gelegen. Sie sei, so die Verfasserin, eine Putzfrau aus dem Rollberg und habe in den letzten Jahren immer wieder die Figuren gesäubert. Nachdem sie länger nicht mehr da gewesen sei, seien die Figuren auf einmal weg gewesen und sie habe sich selbst die Schuld dafür gegeben. Plötzlich seien die Figuren wieder aufgetaucht. Das habe ihr, zitiert Barry aus dem Brief, „Weihnachten gerettet".

Text: M. Hühn


Haben Sie eine Idee für eine Kiez-Verschönerung?

Haben auch Sie eine Idee, wie Sie den Kiez schöner machen können? Sei es ein Kunstwerk, ein Hochbeet oder eine Veranstaltung? Ab voraussichtlich März 2022 können wieder neue Ideen aus der Nachbarschaft mit bis zu 1500€ aus Mitteln des Aktionsfonds gefördert werden. Wir, vom QM-Team, helfen gerne weiter! Kommen Sie im Quartiersbüro vorbei oder rufen uns an!



Wir nutzen Cookies auf unserer Website. Einige von ihnen sind essenziell für den Betrieb der Seite, während andere uns helfen, diese Website und die Nutzererfahrung zu verbessern (Tracking Cookies). Sie können selbst entscheiden, ob Sie die Cookies zulassen möchten. Bitte beachten Sie, dass bei einer Ablehnung womöglich nicht mehr alle Funktionalitäten der Seite zur Verfügung stehen.