Neues Stadtteilgesundheitszentrum auf dem Kindl-Areal

2021 gekoDas „Gesundheitskollektiv Berlin", kurz GEKO, eröffnet Schritt für Schritt sein neues Stadtteilgesundheitszentrum auf dem Gelände der ehemaligen Kindl-Brauerei. Eine Sozialberatung, eine psychologische Beratung, eine Familienberatung, eine Gesundheits- und Pflegeberatung sowie eine Kinderarztpraxis sind bereits eingezogen. Eine Hausarztpraxis und das Stadtteil-Gesundheits-Café eröffnen Anfang des neuen Jahres. Das GEKO verfolgt dabei einen Ansatz, der auf vier Säulen ruht: medizinische Versorgung, Gemeinwesenarbeit und Projekte im Kiez, Beratung und Selbsthilfe sowie Forschung und Evaluation.

Auf Verhältnisse einwirken, die krank machen
„Stellen Sie sich vor, eine Patientin oder ein Patient probiert die fünfte Tablette gegen Bluthochdruck aus, hat aber immer wieder Bluthochdruckkrisen. Da ist es sinnvoll, auch einmal zu gucken, unter welchen Umständen der Mensch lebt, welche Stressfaktoren er hat", beschreibt Dorit Philipps das Grundprinzip des GEKO. Während das Gesundheitssystem überwiegend Krankheiten verwalten würde, versuche das GEKO auch auf die Verhältnisse einzuwirken, die die Menschen krank machen. „Die ärmsten Menschen sterben im Schnitt fast zehn Jahre früher als die reichsten. Hier spielen die schlechteren Wohn- und Arbeitsbedingungen eine Rolle genauso wie die Ernährung oder der Stress. Wer Angst um seine Wohnung hat, wird schneller krank", erklärt Philipps. Das GEKO versucht deshalb das ganze Umfeld im Blick zu haben und auf die Krankheitsursachen einzuwirken: „Je nach Problemlage könnten die zu versorgenden Personen eine Tür weiter zur Sozialberatung oder zu anderen spezialisierten Stellen in der Nähe vermittelt werden."

Vernetzung mit Einrichtungen im Kiez
Dorit Philipps ist selbst angehende Hausärztin und stellt u.a. für das GEKO die Kontakte zu Einrichtungen in den umliegenden Kiezen her. Die Vernetzung gehört zur Philosophie des GEKO. Zum einen, weil viele kranke Personen aus dem lokalen Umfeld kommen werden, zum anderen, weil das GEKO einen gemeinschaftlichen Ansatz verfolge und nicht alles alleine abdecken könne. "Es gibt ja hier schon viele Beratungsstellen, z.B. die Mieterberatung", so Philipps. Im Rollbergviertel hat das GEKO bereits mehrere Veranstaltungen mit anderen Einrichtungen, wie dem Kiezanker e.V. oder der Ambulanz für integrierte Drogenhilfe (A.i.D.) organisiert, bei denen es u.a. um Frauen-Gesundheit, um die Corona-Pandemie, um Wohnungsprobleme oder um Drogensucht ging. Außerdem bietet GEKO-Mitarbeiter Ali ein regelmäßiges und kostenloses Sportangebot für Kinder auf dem Falkplatz an. Wichtig sei, dass man Menschen miteinander in Kontakt bringe und sie ermutige, sich für bessere Lebensbedingungen einzusetzen: „Überhaupt aktiv zu werden, zusammen etwas machen, wirkt schon gesundheitsfördernd", sagt Dorit Philipps.

Immer wieder überpüfen, wie Maßnahmen wirken
Um zu erfahren, was in der Nachbarschaft gebraucht wird und wo die Belastungsfaktoren liegen, führte das GEKO 2019 eine Stadtteilbefragung durch. „Für viele Menschen stellen die Mietenproblematik, Lärm oder Ungeziefer große Belastungen dar. Auch Diskriminierungserfahrungen spielen eine Rolle", fast Philipps die Ergebnisse zusammen. Wie und mit welchen Mitteln geholfen werden könne, müsse man immer wieder neu ausprobieren und wissenschaftlich hinterfragen. „Wir schauen uns die Ausgangssituation an und überprüfen, wie eine Maßnahme wirkt", so Philipps.

Noch nicht abschließend geklärt ist die Frage der langfristigen Finanzierung. Zurzeit werden die Beratungsangebote über Stiftungsgelder sowie über das Aktionsprogramm Gesundheit finanziert mit dem das Land Berlin seit 2014 den Bereich der Gesundheitsförderung und Primärprävention stärkt. Die Arztpraxen rechnen ihre Leistungen ganz normal mit den Krankenkassen ab. Langfristig brauche es aber eine Regelfinanzierung für alle Bereiche. Nur so kann die enge Zusammenarbeit zwischen den Praxen und Beratungsangeboten mit gemeinsamen Fallbesprechungen und kollegialen Beratungen sichergestellt und die Kontinuität aller Angebote gewährleisten werden. Auch wenn dafür zunächst zusätzliche Kosten anfallen, ist das GEKO überzeugt, dass durch den umfassenden und präventiven Ansatz an anderer Stelle Kosten eingespart werden, weil überflüssige Diagnostik und Fehlbehandlungen wegfielen.

Kontakt:

Gesundheitskollektiv Berlin
Rollbergstraße 30, 12053 Berlin
Mail: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!
www.geko-berlin.de/

Text: M. Hühn/ Grafik: www.geko-berlin.de/



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