Ausprobieren gehört dazu

CK2 5619 webSeit Februar 2021 läuft das Projekt "Starke Nachbarschaft im Rollbergkiez". Der Träger, der Förderverein MORUS 14 e.V., will mit verschiedenen Aktionen und Veranstaltungsformaten das gegenseitige Kennenlernen und den Dialog unter den Nachbarinnen und Nachbarn fördern. Dazu gehörte am Anfang vor allem die Bedarfsermittlung, also die Frage, was die Menschen im Kiez wollen. Wie sieht die Zwischenbilanz nach neun Monaten Projektlaufzeit aus?

"Unsere Ursprungsidee war: Wir machen im ersten Jahr drei Feste, um zu gucken, wie es funktioniert. Die Nachbarinnen und Nachbarn treffen sich im Hof, jede und jeder bringt etwas mit. Wir sorgen lediglich für die Strukturen", erzählt Susanne Weiß, Geschäftsführerin von MORUS 14 e.V. Es kam anders: Auch nach dem bundesweiten Lockdown hat die STADT UND LAND Wohnbautengesellschaft mbH das Veranstaltungsverbot in der Rollbergsiedlung bis heute verlängert und alle Gruppenaktivitäten, Aktionen und Veranstaltungen untersagt. Die geplanten Hoffeste waren damit unmöglich. Im September durfte ausnahmsweise doch noch ein "Fest der Nachbarn"auf der Terrasse des Neubaus und im Innenhof eines Ringbaus organisiert werden, allerdings kleiner als geplant und mit einer sehr kurzen Vorlaufzeit. "Die Entscheidung, dass es geht, kam eine Woche vorher, die Einladungs-Flyer haben wir zwei Tage vorher verteilt", erzählt Yael Michael, die Projektverantwortliche von MORUS 14 e.V. Da das Nachbarschaftsfest mit einem Sommergewitter einher ging, kamen nur wenige Menschen.

Dass etwas nicht so funktioniert, wie ursprünglich geplant, ist Bestandteil von partizipativen Projekten. Es geht darum, herauszufinden, wie die Ansprache am besten läuft, welche Vorlieben im Kiez existieren und welche Formate angenommen werden. Dass manche Konzepte nachgebessert oder geändert werden müssen, gehöre dazu, erklärt Susanne Weiß: "Aber erst brauchen wir den Input, damit wir etwas ausprobieren können.“ Um abzufragen, welche Veranstaltungen sich die Rollbergerinnen und Rollberger wünschen, auf welchen Kanälen sie erreichbar sind und welche Probleme und Herausforderungen in den Nachbarschaften existieren, haben Yael Michael und ihre Kolleg*innen bislang 30 Interviews geführt. "Alle Befragten wohnen wirklich gerne hier. Lediglich der Dreck und der Müll stört viele", erzählt sie.
Neben Freizeit- und Veranstaltungswünschen sowie der Wahrnehmung des Wohnumfelds interessiert sich das Projektteam für das nachbarschaftliche Miteinander. Um Konflikte zu befrieden, hat MORUS 14 die Ausbildung von Mediatoren in 2022 geplant, die in den Häusern mögliche Streits schlichten könnten. Allerdings, so Yael Michael, hätten bislang nur wenige Befragten überhaupt von Konflikten in den Häusern berichtet.

Der Projektschwerpunkt liegt in der nächsten Zeit auf der Kommunikation mit der Nachbarschaft, also so viele Menschen wie möglich zu erreichen. Das geplante "Kiezeck" unweit der Sonne, eine Art schwarzes Brett, an dem Anwohnende Nachrichten austauschen können, wurde zwar zerstört, soll aber im nächsten Jahr noch einmal vor dem MORUS 14-Büro wieder aufgebaut werden. Außerdem möchte das Team die digitale Kommunikation mit sozialen Medien ausbauen: "Da sich die meisten Leute Nachrichten nicht "abholen", müssen wir sie zu ihnen bringen. Podcasts, Instagram- oder Facebook-Beiträge und Nachrichten über WhatsApp fanden 50 % der Befragten super", so Yael Michael. Wobei auch die klassische Variante noch gut funktioniere: Menschen, die viele Nachbarinnen und Nachbarn kennen, können als Multiplikator*innen, also als Sprachrohr in die Nachbarschaft, tätig werden und Nachrichten verbreiten. Gesucht werden deshalb Menschen, die gerne kommunizieren und sich vorstellen können, zusammen nachbarschaftliche Aktionen zu organisieren.

Übrigens: MORUS 14 sucht darüber hinaus eine/n Projektmitarbeiter*in für etwa 10 bis 15 Wochenstunden, bevorzugt mit türkischen und/oder arabischen Sprachkenntnissen. Wer Interesse an der Nachbarschaftsarbeit hat und Organisationstalent mitbringt, kann sich gerne bei MORUS 14 melden.

Das Projekt "Starke Nachbarschaft im Rollbergkiez" wird durch das Quartiersmanagement aus Mitteln des Programms Sozialer Zusammenhalt gefördert.

Text: M. Hühn / Foto: Christian Kruppa © MORUS 14 e.V.


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